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Erinnerung an Adolphe Monod (1802-1856)

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André Encrevé (1942-)

André Encrevé ist ein französischer Historiker und vermutlich einer der besten Kenner der reformierten Kirche Frankreichs des 19. Jahrhunderts. Nach einem Abschluß in Geschichte war er von 1969 bis 1975 Forscher am CNRS und anschließend Dozent für Geschichte an der Universität Reims (1975-1988). Er hat seine berufliche Laufbahn an einer Pariser Universität abgeschlossen (1977-2007). In seiner Doktorarbeit „Protestants français au milieu du XIXe siècle. Les réformés de 1848 à 1870“ (Die französischen Protestanten in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Reformierten von 1848 bis 1870), Genf, Labor et Fides, 1986, p. 125f, findet man folgendes Porträt von Adolphe Monod:

*** Meine Übersetzung des französischen Originaltexts ***

„ ... Der Sohn des Pastors Jean Monod, Theologiestudent in Genf, Pastor der französischen Kolonie von Neapel – wo er sich, der ursprünglichen Erweckungstradition folgend, plötzlich „bekehrte“ – wird im Anschluß daran Pastor in Lyon. Er gerät ziemlich schnell in Konflikt mit dem Kirchenrat (dem er als Präsident vorsteht bevor J. Martin-Paschoud diese Stelle übernimmt), und zwar wegen seiner dogmatischen Vorstellungen, aber auch wegen seines kompromißlosen Wesens. Nach einer langen Auseinandersetzung wird er schließlich im Jahr 1831 vom Kirchenrat abberufen. Er bleibt vorerst in Lyon, und zwar als Pastor einer kleinen Freikirche. Aber dieses Amt scheint ihm nicht zu behagen. Im Jahr 1836 erreichen seine Freunde, daß er als Professor an die Fakultät von Montauban berufen wird, was seine Rückkehr in die Amtskirche besiegelt. Seine Lehrtätigkeit führt ihn übrigens dazu, seine dogmatischen Überzeugungen ein wenig zu ändern. So differenziert er seine früheren Aussagen zur vollen Inspiration der Heiligen Schrift. Er verläßt Montauban im Jahr 1847 und wird Suffragan von Pastor Juillerat in Paris. Es ist nicht so sehr die Originalität seiner Lehre – die wenig spektakulär ist – sondern vielmehr seine Beredsamkeit die ihn schnell berühmt macht. Sie scheint uns heute ziemlich überholt und viel zu geschwollen, aber zu seiner Zeit wurde sie einstimmig gepriesen und sein Erfolg in Paris ist bemerkenswert (wenn er predigt, ist der Temple de l’Oratoire zu eng, um alle, die ihn hören wollen, aufzunehmen). ...“

Im Sammelband „L’Oratoire du Louvre et les protestants parisiens“ (Das Louvre-Oratorium und die Pariser Protestanten),Genf, Labor et Fides, 2011, p. 121f, schreibt Encrevé noch folgendes über Adolph Monod:

*** Meine Übersetzung des französischen Originaltexts ***

„Obwohl er vor allem Pastor ist, widmet er in Paris den größten Teil seiner Zeit der Predigt. Und in der Tat ist er dabei sehr erfolgreich und macht sich über die protestantische Gemeinde hinaus einen Namen (so wie auch A. Coquerel). Paul Stapfer sagt folgendes über ihn:

Ich habe den großen Tempel in der Saint-Honoré-Straße, das Oratorium [...] mucksmäuschenstill erlebt, obwohl er vollgepackt war mit sitzenden und stehenden Menschen, bis zu den Stufen vor der Kanzel hin, und bis zu den Tribünen der oberen Stockwerke hinauf, die normalerweise leer sind [...]. Die Stille davor und danach war bemerkenswert; zuerst die Stille der Erwartung, und dann die Stille der Wirkung der Predigt.

Es stimmt schon, daß wir heute dazu neigen, seine Beredsamkeit überholt zu finden, und dies umso mehr, weil er nicht davor zurückschreckt, zu versuchen, die Ergriffenheit, ja sogar die Angst bei seinen Zuhörern heraufzubeschwören. Michelet sagte von ihm: „Alle, die ihn gehört haben, zittern heute noch.“ Dessen ungeachtet war er zu seiner Zeit ganz besonders geschätzt. E. G. Léonard nennt ihn „die Stimme der Erweckungsbewegung“, und er behauptet daß andere „kraftvoll und mit großer Autorität im Namen der Erweckung gesprochen“ haben, aber daß „kein anderer eine vergleichbare Zuhörerschaft“ hatte. Sein Dienst in Paris war aber von kurzer Dauer, da er 1856 stirbt.“

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