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Erinnerung an Adolphe Monod (1802-1856)

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Leon Stapfer (1844-1930)

Léon Stapfer war ein Enkel von Philipp-Albert Stapfer, einem der Erzieher von Adolphe Monod, und Neffe einer Schwester von Adolphe. Er ist auch der Verfasser einer sehr interessanten Studie über den Prediger, den er selbst noch als Kind hören durfte.

Léon Stapfer wurde am 30. April 1844 in Paris geboren, als Sohn von Albert (genauer gesagt: Frédéric Albert Alexandre) Stapfer (1802-1892), Literat und Übersetzer Goethes, und seiner Frau Clary Louise Vincens. Sein Großvater väterlicherseits war Philipp-Albert Stapfer (1766-1840), ein früherer Bildungsminister der Helvetischen Republik und deren Delegierter in Paris, sowie ein enger Freund der Monods; er war einer der Erzieher des jungen Adolphe [1].

Léon war also der Cousin zweier anderer bekannter Mitglieder der Familie Stapfer, nämlich Paul Stapfer [2] (1840-1917), Universitätsprofessor, Schriftsteller und Literaturkritiker, sowie Verfasser einer Vielzahl von Werken, darunter einer vergleichenden Studie zu Bossuet und Adolphe Monod („La grande prédication chrétienne en France : Bossuet, Adolphe Monod“, 1898), und sein Bruder, der Theologe Edmond Stapfer (1844-1908), Dekan der Fakultät für Evangelische Theologie in Paris. Diese beiden Männer waren ebenfalls Enkel von Philippe-Albert Stapfer, aber Söhne von dessen ältestem Sohn, dem Ingenieur „X-Ponts“ [3] Charles Stapfer (1799-1880) und Marie Monod (1809-1886), einer jüngeren Schwester von Adolphe Monod. Anders ausgedrückt, war Adolphe also ein Bruder von Leons Tante Marie.

Leon studierte Theologie an der Fakultät in Montauban. Seine Abschlußarbeit, die er im Jahr 1871 vorlegte, beschäftigte sich mit dem Menschen und Prediger Adolphe Monod (Originaltitel: „Adolphe Monod : l’homme et le prédicateur : étude suivie d’un appendice sur ses opinions théologiques“). Stapfer wurde am 17. Dezember 1871, also im Alter von 27 Jahren, im Pariser Temple de l’Oratoire zum Pastor geweiht. Die Predigt hielt Guillaume Monod (1800-1896), ein Bruder von Adolphe und enger Freund von Albert Stapfer.

Am 7. Januar 1873 wurde Leon Stapfer vom Kirchenrat von Orleans zum Pastor der Gemeinde von Josnes (im Departement Loir-et-Cher) gewählt. Er kannte diesen Ort gut, denn sein Vater war der Besitzer des nahegelegenen Château de Talcy [4].

Lage von Josnes

Schloß Talcy

Die dortige evangelische Gemeinde war relativ bedeutsam; sie umfaßte ungefähr 400 Mitglieder, von denen 80 in Josnes lebten [5].

Die Wahl Stapfers wurde am 3. Februar 1873 durch ein Dekret des Staatspräsidenten bestätigt. Die Amtseinführung fand am 30. März 1873 statt. Stapfer war von 1873 bis 1878 Pastor der Kirche von Josnes. Während dieser Zeit, im Jahr 1876, ließ er ein neues Pfarrhaus bauen; sein Vater Albert übernahm einen Teil der Kosten. Das Pfarrhaus wurde später zu einem Privathaus umgebaut.

Die evangelische Kirche von Josnes (ca. 1910)

Innenansicht der Kirche von Josnes (1906)

Leon Stapfer verließ Josnes im Jahr 1878, um Pastor der Gemeinde von Le Mans zu werden. Er beendete seine Laufbahn in Blois im Jahr 1906.

Stapfer starb im Oktober 1930 in Talcy, im Alter von 86 Jahren. Zwei Jahre später verkauften die Erben der letzten Bewohnerin des Schlosses, Valentine Stapfer – eine der zwei Schwestern von Leon – das Schloß an den französischen Staat.

Leon Stapfer hat nicht viel Schriftliches hinterlassen; ich habe fünf kleine Werke ausfindig gemacht:

  • seine schon erwähnte theologische Abschlußarbeit aus dem Jahr 1871, die dem Menschen und Prediger Adolphe Monod gewidmet ist;
  • ein Artikel über das Schloß Talcy, veröffentlicht im Bulletin historique et littéraire de la Société de l’histoire du protestantisme français (SHPF), 23/2, (1874), p. 276-278;
  • eine Besprechung des Buchs „Méditations chrétiennes sur divers textes de l'Ecriture sainte“ von Amaury Gouyon (1666), veröffentlicht im Bulletin historique et littéraire de la SHPF, 24/5 (1875) p. 235-239;
  • ein Artikel über die Kirche von Josnes („Notice sur l’Eglise Réformée de Josnes et ses origines“) veröffentlicht im Bulletin historique et littéraire de la SHPF, 25/6 (1876) p. 284-285;
  • eine Predigt mit Titel „Ephphatha“ über Mk 7.31-37, gehalten in Le Mans.

Ich weiß nicht, ob Leon Stapfer verheiratet war; er scheint jedenfalls keine Kinder gehabt zu haben.

 

Hauptquelle: Eintrag zu Léon Stapfer auf http://base.huguenots-france.org.

 

[1] In einem Brief an Vinet spricht Adolphe von ihm als „mein Freund, mein Bruder, mein zweiter Vater“.

[2] Anne Simonin hat Paul Stapfer einen interessanten Artikel gewidmet: „Esquisse d’une histoire de l’échec. L’histoire malheureuse Des réputations littéraires de Paul Stapfer“, Mil neuf cent, 1994, 12/1, pp. 111-128.

[3] Abgänger der sehr renommierten Ingenieursschulen Ecole polytechnique und Ecole des Ponts-et-Chaussées.

[4] Philipp-Albert Stapfer war durch seine Heirat mit Marie Madeleine Pierrette Vincens, der Enkelin der Bankierswitwe Elisabeth Gastebois, in den Besitz dieses Schlosses gelangt.

[5] Diese Zahlen, die ich auf der Webseite der Gemeinde von Josnes gefunden haben sind vielleicht revisionsbedürftig. Leon Stapfer schreibt in seinem Artikel über Josnes: „ ... in Josnes selbst gibt es wenige evangelische Christen, ... die Herde kommt zum Großteil aus den kleinen Ortschaften der Umgebung ...“.

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