M O N O D G R A P H I E SErinnerung an Adolphe Monod (1802-1856) |
Jean Monods Leben im AbrißJean Monod wurde am 5. September 1765 in Ambilly, einem kleinen Dorf auf halbem Weg zwischen Annemasse (Haute-Savoie) und Genf, geboren. Er war der älteste Sohn von Gaspard Joël Monod (1717-1782), einem früheren Pastor und Kaplan des britischen Gouverneurs der Guadeloupe, der sich nach Genf zurückgezogen hatte und dort als Übersetzer und Literat lebte, und seiner Frau Suzanne Madeleine Puerari (1739-1799), die er 1763 geheiratet hatte. Jean war zeitlebens der Stadt Genf sehr verbunden und betrachtete sie als seine Heimat. Jean hatte zuerst seinen Vater zum Lehrer (er erzählt, daß „seine erste Ausbildung, um die sich sein Vater kümmerte, schneller war als die der Schule“). 1776 begann er die Premiere, 1777 die Literatur, 1780 die Philosophie. Er beschloß, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und Pastor zu werden. Im Jahr 1782, das auch das Todesjahr seines Vaters war, begann er sein Theologiestudium in Genf. Er war darin sehr erfolgreich. 1785 verteidigte er seine Arbeit, die der Zungenrede gewidmet war; 1786 predigte er seine Prüfungspredigt vor der Vénérable Compagnie des pasteurs (über 1 Korinther 4.5) und am 12. März wurde er schließlich zum Pastor geweiht. Im Jahr 1790 ernannte der russische Zar Alexander I eine von Jeans Cousinen zur Gouvernante einer seiner Töchter. Jean wurde damit beauftragt, sie nach St. Petersburg zu begleiten. Auf der Heimreise, beschloß er, Stockholm und Kopenhagen zu besichtigen. In der dänischen Hauptstadt besuchte er seinen Studienkollegen Ferdinand Louis Mourier (1754-1831), der mittlerweile Pastor der dortigen französischsprachigen reformierten Kirche geworden war. Bei dieser Gelegenheit wurde er, dank des berüchtigten “Regenschirm-Vorfalls”, der Familie von Frédéric de Coninck, eines steinreichen Unternehmers von hugenottischer Herkunft, vorgestellt. Julien-Pierre Monod erzählt: „Während eines Spaziergangs in Kopenhagen überrascht ein Regenschauer Mourier und seinen Freund. Sie befinden sich vor dem Eingang des schönen Gebäudes von Frédéric de Coninck, Handelsmann und Staatsrat, eines der bedeutendsten Gemeindemitglieder von Mourier. Dieser steigt hinauf, um sich einen Regenschirm auszuleihen; man hält ihn zurück; er erwähnt den Freund, der unten geblieben ist; „Bringen Sie ihn herauf“, sagt man ihm. Und so wird Jean Monod der Familie de Coninck vorgestellt, eine Vorstellung, die so wichtige Folgen für ihn mit sich brachte.“ In der Tat verliebten sich Jean und die Tochter des Hauses, Louise Philippine de Coninck (1775-1851), die damals gerade sechzehn Jahre alt war. Nach einem Aufenthalt von mehreren Monaten in Kopenhagen, reiste Monod 1791 nach Berlin weiter und kehrte dann nach Genf zurück. 1792 kam er wieder nach Kopenhagen zurück und heiratete dort Louise am 18. Jänner 1793. Er war damals 27, und seine junge Frau 17 Jahre alt. Das junge Paar übersiedelte dann in die Schweiz. Das erste Kind, Frédéric, kam 1794 in Monnaz, nicht weit von Morges, zur Welt. In diesem Jahr wurde Jean nach Kopenhagen zurückgerufen, um einen der Pastoren der französischen Reformierten Kirche zu ersetzen. Er diente dieser Kirche über eine Zeit von 14 Jahren. Während dieser Zeit kamen sieben weitere Kinder zur Welt: Henri (1795), Adèle (1796), Edouard (1798), Guillaume (1800), Adolphe (1802), Gustave (1803) und Valdemar (1807). 1799 starben seine Mutter, die ihm nach Kopenhagen gefolgt war, und seine Schwester. Im Jahr 1807 ergriff die britische Regierung den Vorwand, daß Napoleon und Alexander I einen Angriff auf England vorbereiteten und die dänische Flotte in diesem Sinne verwenden wollten, und forderte Dänemark auf, ihr seine Flotte zu übergeben. Die dänische Regierung weigerte sich zunächst, aber nach heftigen Bombardierungen gab Dänemark auf und lieferte seine Flotte aus. Der dänische Handel erlag und das Handelshaus de Coninck war zutiefst getroffen. Fünf weitere Kinder wurden in Paris geboren: Marie (1809), Edmond (1811, im selben Jahr verstorben), Horace (1814), Elisa (1815) und Betsy (1818). Im Jahr 1811 verlor Jean seinen Schwiegervater, seiner Meinung nach „einer der besten und der liebenswürdigsten Menschen, die es je gegeben hat“. Im Jahr 1814 sah er „mit größter Freude den Fall Bonapartes und die Rückkehr der rechtmäßigen Herrscher Frankreichs und, mit ihnen, die des Weltfriedens“. Die Universität von Kopenhagen verlieh ihm 1817 den Titel des Doktors der Theologie honoris causa. Im Jahr 1818 nahm er in Genf an der Weihe seines Sohnes Frédéric zum Pastor teil. Er setzte ihn 1820 als Hilfspastor in der Pariser Kirche ein. Jean Monod war zu dieser Zeit ein allseits respektierter Pastor; im Jahr 1820 erhielt er das Kreuz der Ehrenlegion. Die letzten Jahre seines Lebens waren jedoch geprägt von Sorgen und Spannungen mit denjenigen seiner Söhne, die die Pastorenlaufbahn eingeschlagen hatten. Als Adolphe in seine große spirituelle Krise schlitterte, die von 1824 bis 1827 dauerte, war Jean ein hilfloser Zuseher. Als Adolphe sich dann zu den Ideen der Erweckungsbewegung bekehrte, konnte sein Vater, ein typischer Vertreter der Religiosität der Aufklärung, dies nicht verstehen. Julien-Pierre Monod, einer von Adolphes Enkeln, spricht in diesem Zusammenhang von einem „Kluft der Verständnislosigkeit, den der Unterschied der Generationen allein nicht erklären kann“. Spannungen zwischen Frédéric Monod – auch ein Anhänger der Erweckungsbewegung; er verließ sogar die reformierte Kirche im Jahr 1848 – und seinem Vater traten zutage als Charles-Frédéric Grawitz (1804-1852) nach seinem Theologiestudium den Wunsch ausdrückte, am Temple de l’Oratoire in Paris geweiht zu werden. Seine Bitte wurde ihm im Jahr 1827 gewährt. Frédéric Monod und sein Pastorenkollege Henri François Juillerat-Chasseur (1781-1867) erklärten daraufhin, daß „ihr Gewissen es ihnen nicht gestatte, an dieser Weihe teilzunehmen“. Sie schrieben einen offen Brief an die Pastoren Frankreichs und Genfs, in dem sie Grawitz beschuldigten, „irrige fundamentale Lehren, die der Heiligen Schrift widersprechen, zu vertreten“. Dieser Streit war eine schmerzhafte Erfahrung für Jean Monod, der sich für die Weihe von Grawitz ausgesprochen hatte. Er schreibt Folgendes an Adolphe: „Du hast das an alle Pastoren Frankreichs und Genfs gerichtete Schreiben erhalten, von Monod Sohn unterzeichnet, in dem dargelegt wird, daß Monod Vater die Seelen in die Verderbnis führt. Ich bin nicht im Begriff, mich zu beklagen. Vor elf oder zwölf Jahren, als man mir erzählte, daß Malan die Verdammnis seines Vaters verkündete, habe ich heftig meinen Unwillen gegen diese abscheuliche Ungeheuerlichkeit ausgedrückt, und ich war weit davon entfernt, zu glauben, daß sich so etwas in meiner Nähe wiederholen könnte. Heute nehme ich davon nicht ohne großen Kummer Kenntnis, und ich sehe darin ein unerfreuliches Vorzeichen für unsere Kirchen, aber ich nehme es als eine Prüfung an, die die Vorsehung meinen alten Jahren vorbehalten hat. Ich sehe darin zwei Gründe, zufrieden zu sein: erstens, daß ich mir aufrichtig und vor Gott sagen kann, daß ich nicht die geringste Bitternis in meinem Herzen empfinde, und zweitens, daß ich mich in meinen Überzeugungen gefestigt sehe, und glücklich bin, nicht solche zu besitzen, die sich zum Richter über das Heil oder die Verdammnis der Menschen machen. Da das Leben und die Lehre der Methodisten – Anmerkung des Übersetzers: es handelt sich hier um einen abwertenden Spitznamen für die Vertreter der Erweckungsbewegung – (glücklicherweise) eine Anhäufung von Widersprüchen darstellen, habe ich nicht den geringsten Zweifel daran, daß meine Söhne für mich bis zu meinem Ende das sein werden, was sie immer gewesen sind, nämlich die allerbesten Söhne.“ Was Guillaume Monod angeht, betrübte er seinen Vater insbesondere mit seiner Zuneigung zur Prädestinationslehre. Guillaume bekam 1828 seinen ersten Pastorenposten in Saint-Quentin. Er zeigte sich in der Ausübung seines Amts etwas schwärmerisch, was für gewisse Spannungen sorgte – und Vorzeichen für spätere Entgleisungen darstellte. Adolphes Schwierigkeiten mit der Reformierten Kirche in Lyon ab 1829 gaben seinem Vater, der seine strenge Haltung ablehnte, ebenfalls Anlaß zu tiefer Bekümmernis. Das Jahr 1832 war besonders reich an Ereignissen: Am 19. März wurde Adolphe durch eine königliche Ordonnanz von seinem Dienst in Lyon abberufen. Jean mißbilligte die Tatsache, daß sein Sohn sich in der Evangelischen Reformierten Kirche von Lyon engagierte. Am 5. Mai wurde Guillaume in eine Klinik eingewiesen, nachdem er sich zum Palais des Tuileries begeben hatte, um dem König Louis-Philippe eine Warnung Gottes zu übermitteln. Nach einem sechsmonatigen Aufenthalt in der Nervenklinik von Vanves, wurde er nach Fishponds in der Nähe von Bristol (England) überwiesen, wo er vier Jahre lang eingesperrt blieb, bis nach dem Tod seines Vaters, dem er die Hauptverantwortung für seine Internierung zuschrieb. Nachdem der Präsident des Kirchenrates der Reformierten Kirche von Paris, Paul Henri Marron während einer Cholera-Epidemie am 31. Juli verstorben war, folgte ihm Jean Monod auf diesem Posten nach. Frédéric bekam eine volle Pastorenstelle. Im Jahr 1835 unternahm Jean eine letzte Reise nach Genf, um dort am Reformations-Jubiläum teilzunehmen. Im darauffolgenden Winter verschlechterte sich seine Gesundheit ziemlich rasch. Jean Monod war bis zu seinem Tod am 23. April 1836, im Alter von 70 Jahren, an den Folgen einer Herzerkrankung, Pastor der Reformierten Kirche in Paris. Eine Menge von ungefähr 3000 Menschen, darunter nicht weniger als 57 Pastoren, nahm am Begräbnis im Pariser Friedhof Père-Lachaise teil. Jean Monod hat zu Lebzeiten nur eine einzige Predigt veröffentlicht, und zwar eine Predigt, die anläßlich des Friedens von 1814 gegeben wurde. Seine Familie hat jedoch eine Sammlung von 51 Predigten in sechs Bänden bewahrt und sie der Vénérable Compagnie in Genf übergeben. Seine Witwe und seine vier Söhne, die Pastoren geworden waren, dachten eine Zeitlang an die Veröffentlichung einer Auswahl von Predigten, aber dieses Projekt wurde schließlich aufgegeben. Jean Monod hinterläßt ebenfalls eine Übersetzung der Briefe des deutschen Theologen Franz Volkmar Reinhard (1753-1812) über seine Studien und seine Laufbahn als Prediger. Er hat auch ungefähr 15 Artikel zu Louis-Gabriel Michauds Biographie Universelle beigesteuert. Einer davon ist seinem Vater gewidmet.
Hauptquellen:
|
||